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Delphi & C++Builder: Das bietet RAD Studio 12.2 für Entwickler:innen

KI-gestützte CodeInsight und Visual Assist für effiziente C++-Entwicklung in RAD Studio 12.2.

Mar 14, 2025

RAD Studio 12.2 bietet eine leistungsstarke IDE für Delphi und C++Builder. Mit CodeInsight KI, dem 64-Bit-Compiler und Visual Assist C++ ermöglicht es eine effiziente plattformübergreifende Entwicklung. Dank der FireMonkey- und VCL-Frameworks sowie der Skia-Grafikbibliothek profitieren Entwickler von einer modernen Entwicklungsumgebung.

RAD Studio wurde ursprünglich im Jahr 1995 mit Version 1.0 als integrierte Entwicklungsumgebung (IDE) für die schnelle Entwicklung von Windows-Anwendungen geschaffen. Das aktuelle Update trägt die Versionsnummer 12.2 und erweitert RAD Studio um eine Reihe von Funktionen. Die IDE ermöglicht es, Anwendungen mit einer einzigen Codebasis für mehrere Plattformen zu entwickeln und nutzt dabei sowohl das VCL-Framework für Windows als auch das plattformübergreifende FireMonkey-Framework für die Zielsysteme Windows, macOS, Linux, iOS und Android. Zu den Werkzeugen gehören visuelle Designer, Debugging-Tools und Datenbankanbindungen, die auf die Entwicklung vielseitiger und skalierbarer Anwendungen ausgerichtet sind. Im Fokus dieses Artikels stehen die Neuerungen des Updates. 

KI-Unterstützung bei der Codierung

Mit Version 12.2 führt RAD Studio neue KI-gestützte Funktionen für CodeInsight ein, die den Codevervollständigungs- und Optimierungsprozess unterstützen. Diese Funktionen basieren auf einer offenen Architektur, die es erlaubt, aus verschiedenen KI-Plugins zu wählen oder eigene Erweiterungen zu integrieren. RAD Studio bietet standardmäßig Unterstützung für die Online-KI-Lösungen von OpenAI, Gemini und Claude und den Offline KI-Service von Ollama für einen maximalen Datenschutz. Die Integration von KI in CodeInsight hat das Ziel, die Produktivität zu steigern, indem sie kontextbezogene Codevorschläge macht, Fehler im Code schneller erkennt und die Navigation im Code erleichtert. Diese neue Funktion ist optional und standardmäßig deaktiviert, um sicherzustellen, dass die Nutzung vollständig kontrollierbar ist und nach den individuellen Bedürfnissen des Entwicklungsteams gestaltet werden kann (Abbildung 1).

 

Abbildung 1: Auswahl und Konfiguration einer KI in die RAD Studio.

 

Für die Nutzung dieser KI-Dienste müssen Sie den Bedingungen des jeweiligen Anbieters zustimmen, einen API-Schlüssel erhalten, den Sie in die RAD Studio-Konfiguration eingeben können und dem KI-Unternehmen die fälligen Gebühren zahlen. Die Ausnahme ist der KI-Dienst Ollama, welcher ohne Servicegebühr offline genutzt und lokal oder auf einem Server Ihrer Wahl installiert werden kann. Es stehen nach der Auswahl und Konfiguration (API, URL, Key) folgende KI-basierte Funktionen in der IDE zur Unterstützung beim Programmieren zur Verfügung: 

  • KI-Chat: Öffnen Sie die Chat-Ansicht.
  • Fehler suchen: Versuchen Sie, potenzielle Fehler im ausgewählten Code zu finden.
  • Code erklären: Erläutert den ausgewählten Code.
  • Kommentar hinzufügen: Fügen Sie Kommentare zum ausgewählten Code hinzu.
  • Code vervollständigen: Ergänzen Sie den ausgewählten Code.
  • Code optimieren: Optimiert den ausgewählten Code.
  • Komponententest hinzufügen: Fügen Sie einen Komponententest für den ausgewählten Code hinzu.
  • In Assembly konvertieren: Konvertiert den ausgewählten Code in Assemblycode.
  • In Delphi konvertieren: Konvertiert den ausgewählten Code in Delphi-Code (aus C++ oder Assembly).
  • In C++ Builder konvertieren: Konvertiert den ausgewählten Code in C++ Builder-Code.

 

KI-Dienste im Überblick

  • OpenAI: OpenAI stellt eine API für Sprachmodelle wie GPT bereit, die für die Codevervollständigung und -generierung genutzt werden kann. Die Modelle unterstützen bei der Codeerstellung, indem sie kontextbezogene Vorschläge und Muster für verschiedene Anwendungsfälle anbieten.
  • Gemini (Google): Gemini von Google ist eine KI-Plattform, die maschinelles Lernen für Kontexterkennung und Codevorschläge nutzt. Sie ist in das Google-Ökosystem integriert und bietet eine breite Unterstützung für Entwicklungsaufgaben.
  • Claude (Anthropic): Claude ist eine KI-Lösung von Anthropic, die sich auf Datenschutz und ethische Vorgaben konzentriert. Sie wurde für die sichere und kontextbewusste Unterstützung bei der Codeerstellung entwickelt und eignet sich besonders für Projekte mit hohen Anforderungen an Datensicherheit.
  • Ollama: Ollama ermöglicht eine KI-basierte Codeunterstützung vollständig offline und richtet sich an Anwender, die ihre Daten lokal verarbeiten möchten. Dies bietet eine Möglichkeit, KI-Funktionen ohne externe Datenübertragung zu nutzen.

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Compiler Update für Windows

Mit RAD Studio 12.2 wurde eine 64-Bit-Binärversion des Delphi-Windows-Compilers eingeführt, die speziell für sehr große Anwendungen konzipiert ist. Diese Version ermöglicht es, sehr große Anwendungen als eine ausführbare Datei zu erstellen, da die neuen Compiler über 64-Bit-Speicher verfügen. Diese neuen Compiler sind derzeit über die Befehlszeile und über die IDE bei Verwendung der externen Kompilierung verfügbar. Sie sind nur in den Enterprise- und Architects-Editionen enthalten. Im Übrigen ist der aktuelle C++ Clang-Compiler seit seiner Veröffentlichung in RAD Studio 12.0 ebenfalls ein 64-Bit-Binary.

IDE-Fokusmodus und Scrollbar-Anmerkungen

RAD Studio enthält einen neuen Fokus-Modus für ein ungestörtes Arbeiten am Quellcode. Dieser wird mit der Tastenkombination Ctrl+Alt+Z aktiviert. Der Fokus-Modus bietet folgende Funktionen:

  • In einem Editor für den Fokusmodus kann eine beliebige Anzahl von Registerkarten vorhanden sein.
  • Die Anzahl der nebeneinander liegenden Editoren ist durch die Menge an verfügbarer horizontaler Bildschirmfläche begrenzt. 

Ebenso kann bestimmt werden, welche Optionen (Lesezeichen, Code Foldings, Debug-Infos, …) angezeigt werden sollen. In Kombination mit einer dunklen Einfärbung des Bildschirms kann auf diese Weise ein konzentrierter Arbeitsplatz für „schwierige Passagen“ am Quelltext konfiguriert werden (Abbildung 2). 

 

Abbildung 2: Fokusmodus in RAD Studio.

Eine weitere sehr nützliche Funktion sind die neuen Scrollbar-Anmerkungen: Die Scrollbar des Editors zeigt auf einen Blick die Codeabschnitte an, die geändert wurden, Lesezeichen haben, Fehler oder Warnungen enthalten und vieles mehr. Auch das sorgt für mehr Übersicht beim Schreiben des Quellcodes.

C++Builder Visual Assist Integration

Visual Assist ist ein Tool, dass die Aufgabe hat die Übersichtlichkeit und Wartbarkeit von C++-Code zu verbessern. Es unterstützt die Code-Navigation, bietet Funktionen zur automatischen Code-Vervollständigung und beinhaltet Werkzeuge zur Code-Analyse und Refaktorisierung. Visual Assist ist direkt in die IDE C++Builder integriert. Mit Version 12.2 von RAD Studio (C++ Builder) wurde die Integration um neue Funktionen erweitert, darunter drei neue Refactorings: Introduce Variable, Create From Usage und Extract Method. Hinweis: Visual Assist ist nicht für Delphi, sondern nur für die Programmiersprache C++ verfügbar. Als externes Tool kann es auch als Extension in Visual Studio für die Programmiersprachen C++ und C# eingesetzt werden. 

Entwicklung von Apps für die mobilen Systeme 

 Bekanntermaßen kann man mit Delphi und der Grafikbibliothek FireMonkey (FMX) Apps für die mobilen Geräte, d.h. die Betriebssysteme iOS und Android erstellen. Ein besonderes Merkmal ist dabei die Nutzung der visuellen Controls für das effizientere Gestalten der Benutzeroberfläche, inklusive des Einsatzes des grafischen Designers. Die aktuelle Version von RAD Studio 12.2 bietet Verbesserungen für die mobile Entwicklung mit Delphi, sowohl für iOS als auch für Android. Um Apple-Plattformen besser zu unterstützen, wurde der Linker auf die neueste Version aktualisiert, so dass es jetzt möglich ist, in Xcode geschriebene statische iOS-Bibliotheken zu verknüpfen, wie zum Beispiel das Firebase iOS SDK. Um mehr Kontrolle über die Paketierung und Bereitstellung zu geben, wurden in Android-Projektoptionen hinzugefügt, dass *.Dex-Dateien komprimiert und native Bibliotheksdateien in der Toolchain komprimiert werden können. Darüber hinaus kann für Android die TargetSdkVersion der Android-Manifest-Datei jetzt im Dialogfeld Projektoptionen konfiguriert werden. Ebenso besteht die Möglichkeit, Android-Bibliotheken (*.aar-Dateien) zu importieren, was zum Beispiel mit dem Facebook SDK für Android und Firebase Analytics funktioniert.

 

Dateitypen in Android

DEX-Dateien (Dalvik Executable Files) sind Dateien im Bytecode-Format, das speziell für die Android-Plattform entwickelt wurde. Sie enthalten kompilierte Java-Code-Bestandteile, die von der Dalvik Virtual Machine (DVM) oder der neueren Android Runtime (ART) auf Android-Geräten ausgeführt werden. Bei der Entwicklung einer Android-App wird der Java- oder Kotlin-Code zuerst in Bytecode kompiliert und anschließend in DEX-Dateien umgewandelt, die die Anwendung für die Android-Plattform lauffähig machen. Eine typische Android-App enthält mindestens eine DEX-Datei, die alle Klassen und Methoden enthält, die für den Betrieb der App erforderlich sind. Diese Dateien werden im APK (Android Package) der App gebündelt und auf das Android-Gerät übertragen, wo sie zur Laufzeit interpretiert oder vorab in Maschinencode übersetzt werden. 

AAR-Dateien (Android Archive Files) sind Archive, die Bibliotheken und Ressourcen für die Entwicklung von Android-Apps enthalten. Sie werden häufig verwendet, um wiederverwendbare Android-Bibliotheken zu bündeln, die dann in anderen Projekten integriert werden können. Eine AAR-Datei kann neben kompiliertem Code (DEX-Dateien) auch Ressourcen wie XML-Dateien, Bilder, Layouts, Assets, und Manifest-Dateien enthalten. Im Gegensatz zu JAR-Dateien, die nur Java-Klassen beinhalten, können AAR-Dateien zusätzlich Ressourcen und native Bibliotheken enthalten, was sie vielseitiger für Android-spezifische Anforderungen macht. Entwickler fügen eine AAR-Datei zu ihrem Projekt hinzu, um die enthaltenen Funktionen und Ressourcen in ihrer Anwendung zu nutzen, ohne die Bibliothek selbst entwickeln oder kompilieren zu müssen.

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WebStencils Template Library

RAD Studio bietet verschiedene Werkzeuge und Frameworks für die Webentwicklung, die speziell darauf ausgelegt sind, serverseitige Anwendungen zu erstellen und APIs bereitzustellen, u.a. das WebBroker-Framework. WebBroker ist ein serverseitiges Framework in RAD Studio, das es ermöglicht, HTTP-Anfragen zu verarbeiten und HTML-Inhalte, JSON oder andere Formate zurückzugeben. Es eignet sich gut für die Entwicklung von Webanwendungen und APIs, die auf einer serverseitigen Logik basieren. RAD Studio Version 12.2 führt WebStencils ein, eine serverseitige skriptbasierte Integration und Verarbeitung von HTML-Dateien in WebBroker- und RAD Server-Technologien. Mit dieser flexiblen Funktion können Sie Websites entwickeln, die auf beliebigen JavaScript-Bibliotheken basieren und mit den von einer RAD Studio-Serveranwendung extrahierten und verarbeiteten Daten betrieben werden. Das Hauptziel von WebStencils ist die Unterstützung bei der Navigation von Websites durch die Übernahme von Webtechnologien (WebBroker, DataSnap, RAD Server) und die Bereitstellung von serverseitigem Scripting. Beispielsweise können Sie mit WebStencils HTML-Seiten mit Standardwerkzeugen generieren und beliebige CSS- und JavaScript-Bibliotheken übernehmen, während Sie gleichzeitig die Möglichkeit haben, Daten aus den generierten Seiten hinzuzufügen, die aus der Delphi- oder C++Builder-Anwendung stammen, wie zum Beispiel das Ergebnis einer Datenbankabfrage. Darüber hinaus können WebStencils eine gute Grundlage für HTMX als Webentwicklungslösung sein. HTMX-Seiten profitieren von der serverseitigen Codegenerierung und der Einbindung in REST-Server für die Aktualisierung von Inhalten. 

 

HTMX – Was ist das?

HTMX ist eine JavaScript-Bibliothek, die es ermöglicht, HTML direkt durch einfache Attribute interaktiv und dynamisch zu machen, ohne dass umfangreiche JavaScript-Logik erforderlich ist. Mit HTMX lassen sich asynchrone Funktionen (AJAX) nutzen, um Teile einer Website ohne komplettes Neuladen zu aktualisieren. Es basiert auf der Idee von „Hypertext-Driven Applications“ und erweitert HTML um eine Reihe von Attributen, mit denen Benutzeroberflächen auf den Server reagieren können. Die Hauptfunktionen von HTMX sind:

  • AJAX-Anfragen: Mit HTMX lassen sich serverseitige Daten anfordern und direkt in HTML-Elemente einfügen. Beispielsweise kann ein Button konfiguriert werden, um einen Teil der Seite zu aktualisieren, ohne das gesamte Dokument neu zu laden.
  • Server-Events: HTMX kann Ereignisse auf der Serverseite überwachen, z.B. durch WebSockets, und die Benutzeroberfläche in Echtzeit anpassen. Dies ist nützlich für Anwendungen, die auf dynamische Daten angewiesen sind.
  • Interaktive Funktionen ohne JavaScript: Durch den Einsatz von HTMX-Attributen wie `hx-get`, `hx-post`, `hx-swap` und `hx-trigger` können Entwickler:innen interaktive Komponenten erstellen, ohne JavaScript manuell schreiben zu müssen.

 

HTMX ist ideal für Anwendungszwecke, wo serverseitige Logik in die Webanwendungen integriert werden soll, ohne dabei komplexe Frontend-Frameworks wie React oder Angular zu verwenden. Es eignet sich gut für serverseitig gerenderte Webseiten und ermöglicht ein einfacheres Entwicklungsmodell, das auf HTML und serverseitigen Daten basiert.

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Qualitätsverbesserungen

RAD Studio Version 12.2 beinhaltet auch einige Qualitätsverbesserungen, die die Stabilität und Effizienz der Entwicklungsumgebung erhöhen. Dazu zählen:

  • Debugger-Qualität: Verschiedene Verbesserungen wurden an den Debuggern vorgenommen, insbesondere im Bereich der Fehlerbehandlung und bei Kommunikations-Timeouts der Remote-Debugger. Der Delphi-Debugger kann nun auch wiederholte Inline-Variablen mit demselben Namen korrekt verarbeiten.
  • Delphi Language Server Protocol (LSP): Die LSP-Engine, die CodeInsight antreibt, wurde erweitert, um eine bessere Symbolauflösung und Navigation zu gewährleisten, insbesondere in Klassenschnittstellen und bei Variablen. Mit der neuen 64-Bit-Version der LSP-Engine wird zudem die Arbeit mit großen Codebasen unterstützt, allerdings ist diese Funktion auf die Enterprise- und Architect-Editionen beschränkt.
  • Verbesserungen an Delphi RTL, VCL und FireMonkey: Die RTL-Bibliothek erhielt neue Klassen wie TParallelArray und TOrderedDictionary. Die VCL-Bibliothek wurde in Bezug auf Skalierung, Styling und High-DPI-Anpassungen verbessert. Im FireMonkey-Bereich wurden verschiedene Optimierungen vorgenommen, insbesondere bei Edit Controls für mobile Geräte.
  • RAD Server: Die Swagger-Dokumentation in RAD Server wurde durch zusätzliche Metadaten, API-Filtermöglichkeiten, das YAML-Format und Unterstützung für mehrzeilige Delphi-Stringliterale erweitert.

SKIA in Delphi

Auch wenn dieser Artikel sich auf die Neuerungen von RAD Studio 12.2 konzentriert, verdient ein Feature aus der Vorversion besondere Erwähnung: die Integration der Grafikbibliothek Skia ab Version 11 in Delphi. Skia ist eine leistungsstarke Grafikbibliothek, die ursprünglich von Google entwickelt wurde und in zahlreichen Anwendungen wie Chrome und Android verwendet wird. Durch die Integration in Delphi und C++Builder ermöglicht Skia hochqualitatives Grafik-Rendering auf allen unterstützten Plattformen und bringt leistungsstarke visuelle Effekte sowie bessere Performance für Multimedia- und grafikreiche-Anwendungen. Die Bibliothek ist sowohl in VCL (für Windows) als auch in FMX (plattformübergreifend) nutzbar und ermöglicht die effiziente Erstellung visueller Anwendungen mit modernen Grafikstandards. Skia unterstützt die Darstellung von Vektor- und Rastergrafiken sowie komplexen Animationen und ist für ihre Effizienz und Flexibilität bekannt. Die Skia-Bibliothek bietet Funktionen wie Antialiasing zur Glättung von Kanten, Farbverläufe, Shading-Effekte und Text-Rendering, das auch für RTL-Sprachen (Right-to-Left) wie Arabisch und Hebräisch geeignet ist. Außerdem unterstützt Skia verschiedene Grafikformate wie BMP, PNG, JPEG und animierte Formate wie GIF, WebP und Lottie-Animationen. Ein entscheidender Vorteil von Skia ist das hardwarebeschleunigte Rendering über die GPU, das besonders bei grafikintensiven Anwendungen zu flüssigen Animationen und einer geringen CPU-Belastung führt. 

Die Integration von Skia in RAD Studio eröffnet in Delphi neue Möglichkeiten zur Erstellung grafisch anspruchsvoller Anwendungen. Skia4Delphi, eine speziell für Delphi angepasste Variante von Skia, ermöglicht hochqualitatives Rendering für VCL- und FMX-Anwendungen. Dies umfasst das Zeichnen von Vektorgrafiken, die Manipulation von Text und das Rendern von SVG-Dateien. Der Vorteil dieser Integration ist, dass Entwickler moderne Grafiktechniken anwenden können, ohne separate Bibliotheken nutzen oder zusätzliche Hardwareanforderungen berücksichtigen zu müssen. Durch die Einbindung in RAD Studio lassen sich Skia-Features direkt über die IDE steuern und konfigurieren, was die Anwendung für anspruchsvolle Designs und interaktive Benutzeroberflächen vereinfacht.

Skia bringt spezielle Steuerelemente (Controls) für die VCL- und FMX-Frameworks in Delphi mit, die die Implementierung von Grafikfunktionen vereinfachen (Abbildung 3)

  • TSkAnimatedImage: Dieses Control ermöglicht das Einbinden und Abspielen animierter Bilder wie Lottie-Animationen, GIFs und WebP. Die Animationen lassen sich in hoher Qualität und mit weichen Übergängen darstellen.
  • TSkLabel: Ein vielseitiges Text-Control, das erweiterte Textstile und Formatierungen erlaubt, etwa die Darstellung mehrerer Schriftarten und Farben innerhalb eines Labels. Dieses Control ist besonders nützlich für anpassbare UI-Designs und Überschriften.
  • TSkPaintBox: Ermöglicht das Zeichnen und Rendern benutzerdefinierter Grafiken im OnDraw-Ereignis, sodass die volle Leistung und Flexibilität der Skia-API direkt im Delphi- oder C++-Code nutzbar sind.
  • TSkSvg: Ermöglicht das Laden und Rendern von SVG-Dateien. Es unterstützt die Skalierung und Färbung der Vektorgrafiken und ist besonders nützlich für skalierbare Icons und grafisch anspruchsvolle Benutzeroberflächen.

 

Abbildung 3: SKIA-Controls in RAD Studio.

 

Die Integration von Skia in FireMonkey (FMX) bringt erhebliche Verbesserungen für das plattformübergreifende Rendering in RAD Studio. Durch die Aktivierung von Skia als Standard-Canvas in FMX-Anwendungen können Entwickler:innen die Qualität und Leistung der grafischen Darstellung erhöhen. Das gilt insbesondere für die mobilen Plattformen. Die Skia-Engine ersetzt dabei das Standard-Rendering von FMX und bietet Vorteile wie (Abbildung 4):

  • Antialiasing auf allen Plattformen: Glättet Kanten und sorgt für eine professionelle Darstellung ohne visuelle Artefakte.
  • Erhöhte Zeichenleistung: Bis zu 50 % Performance-Steigerung durch GPU-Beschleunigung, was besonders auf mobilen Geräten und bei grafisch aufwendigen Anwendungen Vorteile bringt.
  • Optimierte Bildskalierung: Vermeidet Verzerrungen und gewährleistet eine gleichbleibend hohe Bildqualität.
  • Unterstützung von RTL-Text und Emojis: Behebt Inkonsistenzen und verbessert die Textdarstellung bei speziellen Zeichen und Schriftarten.

 

Abbildung 4: Kernfeatures der Skia4Delphi-Bibliothek.

 

Diese Optimierungen wirken sich besonders positiv auf Multimedia-Apps und grafikintensive Anwendungen aus, die auf unterschiedlichen Plattformen (Windows, macOS, iOS, Android) eingesetzt werden. Dabei ist die Aktivierung denkbar einfach. Mit einem Klick über den Projektmappen-Explorer lässt sich die Nutzung der Grafikbibliothek sehr einfach aktivieren (Abbildung 5).

Abbildung 5: Skia über die Projekteigenschaften in einem RAD Studio-Projekt aktivieren.

 

In RAD Studio 12 ist zusätzlich ein Multi Device Icon Generator integriert, der auf Skia basiert und die plattformübergreifende Erstellung von Icons und Grafiken für verschiedene Geräte erleichtert. Mit diesem Tool können Entwickler Icons und Grafiken in den benötigten Auflösungen und Formaten für verschiedene Plattformen generieren. Der Generator verwendet eine Bildquelle und bietet Optionen für manuelle Anpassungen wie Zoom und Hintergrundfarben. Nach der Konfiguration können alle notwendigen Bildelemente für die Zielplattformen automatisch generiert und bereitgestellt werden. Dieses Tool reduziert die Zeit und den Aufwand für die finale Bildbereitstellung, insbesondere bei plattformübergreifenden Anwendungen, erheblich und trägt zur Vereinheitlichung des visuellen Designs bei.

 

RAD Studio-Editions

RAD Studio ist eine integrierte Entwicklungsumgebung (IDE) von Embarcadero Technologies, die es ermöglicht, plattformübergreifende Anwendungen für Windows, macOS, iOS, Android und Linux zu erstellen. Die aktuelle Version, RAD Studio 12.2, bietet verschiedene Editionen, die auf unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen zugeschnitten sind:

  • Community Edition: Die Community Edition richtet sich an Hobbyentwickler, Studenten und Start-ups. Sie ermöglicht die Entwicklung plattformübergreifender Anwendungen mit einer einzigen Codebasis für Windows, macOS, iOS und Android. Diese Edition ist kostenlos verfügbar und bietet grundlegende Funktionen für die App-Entwicklung. Allerdings unterliegt sie bestimmten Einschränkungen, wie einer jährlichen Lizenzlaufzeit, die kostenlos verlängert werden kann, und einer beschränkten kommerziellen Nutzung bis zu einem Jahresumsatz von 5.000 USD. Zudem fehlen einige Features wie Remote-Datenbankunterstützung und RAD Server-Backend-Unterstützung.
  • Professional Edition: Die Professional Edition ist für professionelle Entwickler konzipiert, die robuste Anwendungen für verschiedene Plattformen erstellen möchten. Sie umfasst alle Funktionen der Community Edition und bietet zusätzlich erweiterte Tools und Bibliotheken. Dazu gehören die InterBase Developer Edition und IBLite für lokale und eingebettete Datenbanken. Mit dieser Edition können Entwickler schnell und effizient visuell ansprechende Anwendungen für Windows, macOS, Mobile, IoT und mehr erstellen und aktualisieren.
  • Enterprise Edition: Die Enterprise Edition richtet sich an Unternehmen und Entwickler, die komplexe Client/Server-Anwendungen für mobile und Desktop-Plattformen entwickeln. Sie enthält alle Funktionen der Professional Edition und bietet darüber hinaus erweiterte Features wie eine Single-Site-Deployment-Lizenz für RAD Server, DataSnap Multi-Tier-Technologie, FireDAC-Datenzugriffsbibliotheken und Unterstützung für die Erstellung von Linux-Anwendungen in Delphi. Diese Edition ermöglicht die Entwicklung dienstbasierter Anwendungen und bietet Funktionen für eine Remote-Datenbankkonnektivität.

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Fazit und Ausblick

Die neue Version von RAD Studio 12.2 bringt einige interessante Verbesserungen, beispielsweise eine konfigurierbare KI-Unterstützung für das Schreiben von Quellcode, Verbesserungen beim Compiler, neue Funktionen für das integrierte Tool Visual Assist und notwendige Qualitätsanpassungen. Erwähnenswert ist insbesondere auch die Integration der Grafikbibliothek Skia (bereits seit Version 11 von RAD Studio), welche eine optimierte grafische Darstellung und Performance auf allen unterstützten Plattformen ermöglicht. Dieses Feature ist insbesondere für Multimedia- und UI-intensive Anwendungen von Vorteil. Weitere Funktionen wie der Multi-Device-Icon-Generator und die WebStencils-Template-Library erleichtern die plattformübergreifende Entwicklung bzw. die Entwicklung von serverbasierten Applikationen.

Dr. Veikko Krypczyk ist begeisterter Entwickler und Fachautor. Er bietet Seminare und Workshops zu unterschiedlichen Themen der Softwareentwicklung. Weitere Informationen zu diesen und anderen Themen der IT und Angebote zu Seminaren und Workshops finden Sie unter https://larinet.com und https://www.tech-punkt.com. Hier finden Sie Seminare zu aktuellen Themen, welche den Inhalt kompakt und auf den Punkt gebracht vermitteln.

Links & Literatur

[1] https://www.embarcadero.com/products/rad-studio

[2] https://www.embarcadero.com/de/products/rad-studio/whats-new-in-12-athens

[3] https://docwiki.embarcadero.com/RADStudio/Athens/en/Skia4Delphi

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